Warum Selbstständigkeit nicht bedeutet, alles selbst machen zu müssen

Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, warum Ihnen manche Dienstleistungs- oder Einzelhandelsangebote professioneller erscheinen als andere? Und das, obwohl Sie gar nicht so genau sagen könnten, woran Sie das nun jetzt festmachen? Die Antwort liegt häufig im falsch verstandenen „SELBST“ der „SELBSTständigkeit“. In diesem Blog bringen wir Ihnen näher, warum es sich lohnt, gerade am Beginn Ihrer Gründung zu investieren und weshalb Ihnen genau das mittel- und vor allem langfristig Ihren Erfolg sichern wird.
Keine Sorge: Mit diesem Blog wollen wir Sie nicht dazu anhalten, Kredite in Höhe von Unsummen aufzunehmen, wenn wir von „investieren“ sprechen. Im Gegenteil: Denn es ist bei Gründungen unerlässlich, im Rahmen der tatsächlichen, kalkulierbaren Möglichkeiten zu agieren. Wir möchten Sie allerdings dazu ermutigen, im Rahmen dieser Möglichkeiten zu investieren, anstatt am falschen Ende zu sparen. Denn unsere eigene Jahrzehnte lange Erfahrung als Inhaber und Inhaberin diverser Unternehmen, sowie auch die jahrelange Begleitung im Gründungs-Coaching von künftigen Selbstständigen im Finanzwesen, der Gesundheitsbranche und dem Einzelhandel zeigt: Wer im Gründungsprozess falsch verstandenes Sparen an den Tag legt, spart nicht nur Geld, sondern damit auch den potenziellen Erfolg aus.
Aber lassen Sie uns das anhand von zwei fiktiven, jedoch täglich zu beobachtenden Beispielen näher betrachten. Sehen wir uns dafür den Jungunternehmer – nennen wir ihn Kurt – und die Jungunternehmerin – geben wir ihr den Namen Klara – genauer an. Beide haben die gleiche hochwertige Ausbildung im Bereich der Heilmassage genossen, haben identische Fortbildungen absolviert, waren gleich lange in renommierten Gesundheitszentren tätig und haben ähnlich viel Geld gespart. Zum gleichen Zeitpunkt entsteht bei Kurt und Klara der Wunsch, eine eigene Massagepraxis zu eröffnen. Sie besitzen alle Voraussetzungen und lösen jeder für sich ihren jeweiligen Gewerbeschein. Doch ab diesem Zeitpunkt trennen sich die Herangehenswege der beiden. Verfolgen wir sie einzeln, bevor wir am Ende unsere Learnings daraus in zusammenfassenden Punkten ziehen werden.
Kurt möchte erst Kund*innen, bevor er investiert
Kurt weiß nicht so recht, wie er nun an eigene Patient*innen kommt. Er ist ein großartiger Masseur, aber sowohl in Punkto Marketing als auch im Hinblick auf Kundengewinnung fehlt ihm jegliche Erfahrung. Er googelt zum Thema, stößt dabei auf ein Gründungscoaching und entscheidet sich, erst einmal „kein unnötiges Geld“ auszugeben, solange er doch noch keine Kund*innen hat. Also setzt er sich an den PC und beginnt, mit einem der verschiedenen kostenlosen Tools eine Website zu erstellen. Seine gute Freundin Monika, die als bildende Künstlerin äußerst kreativ ist, bietet an, ihm bei den Texten zu helfen. Kreativ ist leider auch ihre Ausdrucksweise. Kurts Startseite ist durchzogen von kryptischen Formulierungen und verschachtelten, teils unverständlichen Phrasen.
Patient*innen bleiben aus
Monika kennt auch einen tollen Fotografen, der Kurt ein gutes Angebot machen würde. Aber Kurt lehnt ab: Warum Geld ausgeben, für etwas, das man auch selbst machen kann? Das Selfie vom letzten Wanderurlaub ist richtig hübsch geworden. Jetzt braucht Kurt nur mehr eine Massageliege und einen Ort, an dem er sein Gewerbe ausüben kann. Er entscheidet sich dafür, das kleine Kabinett samt seiner schon etwas klapprigen Massageliege in seiner Wohnung zu nutzen. Jetzt können die Kund*innen kommen. Aber nach einigen Wochen herrscht gähnende Leere im Kalender. Kurt verzweifelt zunehmend und beginnt, mit seinem Privataccount extrem günstige Sonderangebote auf Facebook zu posten. Und wird prompt wegen des Verstoßes gegen die Werberichtlinien gesperrt. Die zwei Patient*innen, die er in den vergangenen Wochen massiert hat, wollten keinen Folgetermin – und das obwohl Kurts Angebot günstiger ist als viele andere. Über die Kalkulation seiner Preise und wie diese nach außen wirken, hat er sich bisher keine Gedanken gemacht. Er will erstmal günstig beginnen und hofft, damit ein Überzeugungsargument für Kund*innen zu liefern. Auch für weitere unternehmerisch wesentliche Faktoren wie die Buchhaltung hat er derzeit noch keine Überlegungen angestellt. Wieso auch? Die wenigen gestellten Honorarnoten der letzten Zeit lassen sich an zwei Händen abzählen und es gibt keine Belege zu sammeln. Er hat ja keine Ausgaben. Aber eben auch keine Kunden. Kurt ist enttäuscht, frustriert und beginnt, wieder Bewerbungen zu schreiben.
Klara glaubt an sich und ihre Professionalität
Wie sieht es in der Zwischenzeit bei Klara aus? Sie glaubt an ihr neues Business und ist überzeugt davon, dass sie sich rasch einen guten Namen machen kann. Daher ist sie auch bereit, privates Geld zu investieren. Sie setzt sich eine verschmerzbare Obergrenze und beginnt im Rahmen derer, Professionisten zu beauftragen. Sie lässt eine nutzer*innenfreundliche und äußerst innovative Website von einem Programmier-Profi erstellen. Die Texte dafür lässt sie von einer auf ihre Branche spezialisierten Agentur verfassen. Auf einer Plattform ergattert Klara eine unbenutzte, hochwertige und beheizbare Massageliege. Es wäre günstiger gegangen, aber ihre Patient*innen sollen sich wohl fühlen. Sie mietet einen Raum in einer nahegelegenen Gemeinschaftspraxis. Auch hier investiert sie vorab, ohne sich mit allzu hohen Ausgaben für die Räumlichkeiten zu Beginn zu übernehmen. Aber es ist ihr wichtig, ihre Räumlichkeiten professionell einzurichten.
Klara setzt auf Instagram und holt sich Unterstützung in der Preisgestaltung
Apropos Einrichtung: Auch hier legt sie Wert auf Qualität, anstatt nur auf Optik zu setzen. Ihre neuen Vorhänge sind ein Stück teurer als gewöhnlich. Dafür strahlen sie nicht nur in einem beruhigenden Lavendelton, sondern halten mit einem speziellen Schallschutzeffekt auch noch Geräusche aus dem Innenhof ab. Jetzt nimmt sie noch ein wenig Deko in die Hand, bevor der Profifotograf kommt. Mit den herausragend schönen Fotos hat Klara eine riesige Freude. Sie bestückt die neue Website damit und präsentiert sie stolz auf Instagram, wo sie sich einen eigenen Unternehmensauftritt kreiert. Instagram macht ihr Spaß und sie weiß ihr Angebot auf dieser Plattform perfekt zu präsentieren.
Bei der idealen Preisgestaltung holt sich Klara Hilfe
Jetzt fehlt ihr nur mehr eine ideale Preisgestaltung. Sie möchte weder zu hochpreisig, noch zu günstig sein, weiß aber aufgrund der mangelnden Erfahrung als Unternehmerin nicht genau, wie ihre Honorare ideal zu kalkulieren sind. Sie bucht ein Einzelcoaching bei Gründungsspezialisten, die ihre Finanzsituation konsequent mit ihr durchgehen und einen individuellen Fahrplan mit ihr erstellen. Sie lässt Flyer produzieren und verteilt diese in der Umgebung. Es dauert einige Monate, bis Klara mit dem stetig wachsenden Kundenstock ihre Kosten wieder eingearbeitet hat. Aber damit hat sie gerechnet. Am Ende des ersten Geschäftsjahres ist sie überrascht, wie gut alles läuft und sie fragt sich, warum sie den Schritt in die Selbstständigkeit nicht schon viel eher gewagt hat.
Nach einem Jahr ist Kurt völlig demotiviert wieder als Masseur bei einem Orthopäden angestellt. Klara überlegt dankbar und beflügelt ob ihres Erfolges, ihre Räumlichkeiten zu erweitern und sich eine eigene Praxis in einer guten Gegend zu mieten. In ihrem dritten Geschäftsjahr entschließt sich Klara sogar dazu, geringfügig eine Assistentin anzustellen, die sie bei Terminvereinbarungen und bei der Planung von Workshops unterstützt. Auch die Betreuung ihres Instagram-Accounts legt sie zu dieser Zeit in dafür spezialisierte Hände – und hat damit wieder mehr Zeit für ihre Kund*innen. Dadurch kann sie vermehrt ihrer eigentlichen Berufung entspannt und mit Freude nachgehen.
Was ist passiert?
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Potenzielle Kunden von Kurt waren abgeschreckt von seinem Webauftritt.
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Gerade in einem so sensiblen Bereich wie der eigenen Gesundheit wünschen sich Menschen einen hochprofessionellen Umgang.
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Obwohl Kurt ein großartiger und professioneller Masseur ist, strahlt er aufgrund seiner mangelnden Investitionsbereitschaft keinerlei Profession aus.
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Kund*innen sehen und spüren aufgrund seines Auftritts, dass Kurt nicht bereit ist, in sich selbst und sein Unternehmen zu investieren. Warum sollten sie es dann tun?
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Die wenigen Patient*innen, die sich trotzdem zu ihm begeben haben, fühlten sich unwohl, weil sie erst durch ein privates Wohnzimmer gehen zu müssen, bevor sie im Massageraum ankommen. Obwohl ihre Beschwerden nach der Massage deutlich besser waren, blieb ein so unangenehmes Gefühl zurück, dass sie nicht wieder kamen.
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Dadurch entstand bei Kurt wiederum eine wachsende Ungeduld, die er in Form von klammerndem und bedürftigem Verhalten auf seine wenigen Kunden*innen übertragen hat.
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Bei diesen entstand dadurch der folgerichtige Eindruck, er habe zu wenige Patient*innen. So beschlich sie zusätzlich das Gefühl, Kurt könne wohl seinen Job nicht richtig gut machen. Unabhängig von seiner tatsächlichen Massagequalität. So suchten sie lieber ein Angebot, bei dem sie das Gefühl hatten, es wäre gefragter und damit qualitativ hochwertiger.
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Kurt bezieht das Ausbleiben der Kund*innen auf sich selbst und seine Fähigkeiten anstatt auf sein mangelndes Marketing und seine unpassende Location. Sein Ausflug in die Selbstständigkeit endet in der völligen Demotivation.
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Klara glaubt an sich und ihr Angebot. Sie ist daher bereit, zu investieren. Die Kund*innen fühlen sich von ihrem professionell gestalteten Auftritt angezogen.
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Durch die liebevolle Gestaltung ihres Raumes fühlen sich ihre Patient*innen bei ihr ausnehmend wohl. Sie kommen gerne wieder und empfehlen sie rege weiter.
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Klara hat großen Spaß daran, Instagram als Marketingtool zu nutzen – und auch ausreichend Zeit dafür, da sie die Buchhaltung, die ihr äußerst schwer fällt und ihr damit unnötig Ressourcen kostet, ausgelagert hat. Außerdem hat sie bereits im ersten Jahr festgestellt, dass die ihr empfohlene Buchhalterin so effektiv arbeitet, dass sie ihr Honorar beim Einkommenssteuerausgleich wieder reingeholt hat. Ein Nullsummenspiel also, das Klara Zeit für die Bereiche ihrer Selbstständigkeit lässt, die sie gut kann und die ihr Freude bereiten.
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Klara verkauft sich selbst und damit ihr Angebot nicht unter Wert. Sie verzichtet auf zu günstige Sonderangebote, die einen dubiosen Anschein in einem so sensiblen Gesundheitsbereich erwecken.
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Ihre Praxis wird über die Jahre damit zu einer Art SELBSTläufer, obwohl sie keineswegs alles SELBST gemacht hat.
Diese Gründe sprechen dafür, sowohl in der Gründung als auch in weiterer Folge der Selbstständigkeit bestimmte Dienstleistungen auszulagern:
- Gründung braucht verschiedene Bereiche der Expertise. Nicht alle davon kann und muss man selbst mitbringen.
- Der Versuch, in allen Gründungsbereichen der eigene Experte bzw. die eigene Expertin zu sein, ist nicht nur zum Scheitern verurteilt, sondern auch ein gefährlicher Nährboden für ein Burn-out.
- Wer gründet, sollte dies mit einem Angebot tun, an das er oder sie selbst auch wirklich glaubt. Wie sonst sollen es die Kund*innen tun?
- Ob im Finanz- oder im Gesundheitswesen und im Einzelhandel: Neben Ihren persönlichen Fähigkeiten und fachlichen Voraussetzungen ist es immer Ihre nach außen getragene Professionalität, die letztlich den Unterschied von Erfolg und Misserfolg ausmachen wird.
- Diese Professionalität spiegelt sich nicht nur ihn Ihrer tatsächlichen Profession wider, sondern in Ihren Räumlichkeiten, in Ihrer Website, in Ihrem Logo, in Ihren Bildern, in Ihren Texten, in ihrer Kommunikation mit Kund*innen und selbst in der Art des Bezahlvorganges.
Von Anfang an mit Unterstützung professionell und erfolgreich gründen
Von Anfang an professionell und damit auch investierend tätig zu sein, ist also die wichtigste Voraussetzung dafür, um kurz-, mittel- und langfristig als Jungunternehmer*in erfolgreich zu sein und die Freude an der Selbstständigkeit zu erhalten. Als Gründer*in ausschließlich zu sparen, wird Sie letztlich teurer kommen.
Unsere Empfehlung ist daher eindeutig: Machen Sie nur das selbst, was Sie wirklich gut können und vor allem, woran Sie tatsächlich Spaß haben. Ziehen Sie dabei Expert*innen zu Rate, die mit einem professionellen Blick zielführendes Feedback geben können und lagern Sie aus, wo Ihre Kompetenz endet. So gründen Sie professionell, erfolgsorientiert und nicht zuletzt mit dem so wichtigen Fokus auf Ihre eigene Gesundheit.
Wir unterstützen Sie unternehmerisch realistisch und persönlich stärkend
Nichts davon müssen Sie SELSBT und alleine bewerkstelligen. Wir unterstützen Sie gerne mit unserem breiten Gründungs Know-how in verschiedenen Branchen und stellen Ihnen auch unser außergewöhnliches Netzwerk an Dienstleistungen zu Verfügung, damit Sie das nötige Rüstzeug für eine erfolgreiche Selbstständigkeit von Anfang an bei sich tragen. Gleichzeitig fokussieren wir mit Ihnen auf Ihre Ressourcen, fördern und stärken diese und zeigen Ihnen Wege, wie Sie aus voller Überzeugung nicht nur in Ihre Fähigkeiten, sondern auch auf den Erfolg Ihres Unternehmens fokussieren. Denn nur, wenn Sie wirklich an sich selbst und Ihre Geschäftsidee glauben und wenn Sie aus tiefstem Herzen davon überzeugt sind, wie qualitativ hochwertig Ihr Angebot ist, glauben das auch Ihre Kund*innen. Wir bestärken Sie mit einem realistischen unternehmerischen Blick in Ihrer Überzeugung – damit auch Ihre Kund*innen nachhaltig und langfristig von Ihnen überzeugt bleiben.
Martin Bransky und Silvia Podlisca
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